Honig und Bienenwachs – was bedeutet der Konsum für die Tiere und die Natur? Wer sich auch schon mal diese Frage gestellt hat, wird gleich Antworten finden, denn genau das haben wir Grega’s Imkerei gefragt und fanden die Erklärung so interessant, dass wir das engagierte Team zu diesem Gastbeitrag auf unserem Blog eingeladen haben. Viel Spaß beim Lesen und informieren!
Manche Menschen, die vegan leben, verbannen Bienenprodukte wie z.B. Honig und Bienenwachs und ein Teil von ihnen wiederum nicht. Warum ist das so?
Streng genommen ist Honig und auch Bienenwachs kein verarbeitetes tierisches Produkt, wie z.B. Milch oder Fleisch.
Wie entsteht Honig und Bienenwachs?
Honig besteht aus Nektar. Der wiederum stammt von den Blüten aus der Umgebung und wird von den Bienen lediglich gesammelt und von einer Biene zu anderen weitergegeben, wobei die Bienen ihren Speichel hinzufügen. Dies geschieht so lange, bis der Nektar dickflüssig wird und in die Waben eingelagert werden kann. Das ist letztendlich Honig.
Bienenwachs produzieren die Bienen durch „Ausschwitzen“ von Wachsschuppen, die sie für ihren Wabenbau nutzen. Wenn ausreichend Wabenstrukturen vorhanden sind und die Bienen deshalb nichts zu bauen haben, dann „schwitzen“ sie diese Wachsschuppen weiterhin aus und lassen sie einfach auf den Boden fallen.
Diejenigen, die eine kritische Meinung gegenüber der Imkerei haben, sagen oft: „Man stiehlt den Bienen ihren Honig, den sie für den Winter brauchen“ und auch ihre Waben, auf denen sie leben.
Und genau an dieser Stelle kommt der Imker und seine Einstellung, beziehungsweise seine Betriebsweise, ins Spiel.
Wenn ein Imker die Biene als Ganzes betrachtet und ihre Bedürfnisse respektiert, dann versucht er das Bienenvolk wesensgemäß zu führen und sie zu betreuen. Dazu gehört auch, dass man das Brutnest der Bienen so wenig wie möglich stört. Das Brutnest wird auch das Heiligtum des Bienenvolkes genannt. In diesem Raum überlässt man den Honig den Bienen und nur aus einem anderen Raum, dem sogenannten Honigraum wird der Honig von Imker entnommen.
Im Gegenzug gibt man den Bienen für den Winter Zuckerwasser, den besonders im Winter brauchen die Bienen Energie um sich zu wärmen. Außerdem besteht Honig sowieso zu 80% aus Glukose, was wiederum nichts anderes als Zucker ist, 17% Wasser und 3 % Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Pollen, Mineralstoffe, Vitamine & Farb- und Aromastoffe. Es wurde auch untersucht, ob Zuckerwasser als Nahrung für die Bienen ein Nachteil bereitet. Das Ergebnis war erstaunlich, weil das Gegenteil bewiesen wurde. Man fand heraus, dass Zuckerwasser in so weit besser ist, als dass es keine Mineralstoffe enthält. So lagert sich im Kotsack der Bienen weniger „Abfall“ an und die Biene hat mit weniger Druck im Körper zu kämpfen weil sie das Zuckerwasser leichter verdauen kann. Das wichtigste Resultat der Untersuchungen ist aber, dass man die Bienen mit Zuckerwasser nicht schädigt oder benachteiligt.
Wir finden, dass wir einen sehr schönen Kompromiss gefunden haben. Den Honig im Brutraum dürfen die Bienen behalten und den Honig im Honigraum tauschen wir gegen Zuckerwasser aus.
Jetzt fragen sich viele: Warum lässt man die Bienen nicht vollkommen in Ruhe und ohne jegliche Eingriffe des Imkers leben?
Die Antwort ist, dass das Bienenvolk ohne den Imker leider nicht mehr in der Lage ist zu existieren. Zurzeit ist das leider die Realität der Honigbiene. Unsere Globalisierung hat nicht nur Vorteile. Wo es Licht gibt, da gibt es auch Schatten.
Die Honigbiene ist zwar gesund und findet auch genug Nahrung, aber gegen den Parasit names Varroa Destrucktor ist sie auf Dauer leider machtlos. Die Varroa wurde vor ca. 25-30 Jahren aus Asien eingeschleppt und bedroht seitdem unsere Honigbiene.
Ohne Betreuung wären unsere Honigbienen eventuell schon ausgestorben. Die Varroa hat sich leider auf der ganzen Welt ausgebreitet. Nur die asiatische Biene kann gegen Sie ankämpfen.
Zu einer wesensgemäßen Völkerführung gehört auch eine natürliche Behandlung gegen die Varroa, die der Biene ein Überleben ermöglicht. Der Imker hat die Wahl pharmazeutische Medikamente oder organische Säuren einzusetzen, die natürlicherweise im Honig vorhanden sind. Wird das Bienenvolk also nicht vom Imker behandelt, dann stirbt es an der Varroa.
Es ist ein komplexes Thema, aber eines ist sicher, nämlich dass man Honig nicht mit Milch, Eiern oder ähnlich verarbeiten tierischen Produkten vergleichen kann. Bei Letzteren werden die Tiere zum Großteil ausgebeutet. Die Biene hingegen lebt in eine Symbiose mit dem Imker.
Symbiose von Biene und Imker: Wie kann man das verstehen?
Wir tun den Bienen nicht weh, sperren sie nicht ein und beschränken sie nicht in ihrer Freiheit. Im Gegenteil, wir geben den Bienen ein Zuhause. Sie dürfen sich frei bewegen und fliegen wohin sie möchten. Wir verabreichen den Bienen keine Antibiotika oder gar Wachstumshormone. Sie werden ausschließlich mit organischen Säuren behandelt, und das auch nur, weil ihre Existenz davon abhängt. Wir schreiben den Bienen nicht vor was sie essen sollen, sondern sie verpflegen sich selbst und sammeln die Nahrung, die sie für richtig halten. Und nur für den Winter, wenn die Bienen viel Energie brauchen, füttern wir sie zum Teil mit Zuckerwasser auf.
Man kann es auch so sehen:
Der Imker kümmert sich um die Biene und die Biene produziert im Gegenzug Honig und Bienenwachs.
Bienenwachs ist auch ein Bestandteil eines Bienenvolkes, das wir nicht ausbeuten, sondern den Bienen nur leere Waben (ohne Brut) entnehmen, sodass sie ihre Wachsschuppen für den Bau neuer Waben verwenden können und diese nicht ungenutzt auf den Boden fallen lassen müssen. Der Hauptgrund, warum wir die Waben entnehmen ist jedoch, dass es zur Wabenhygiene beiträgt, denn auf neu gebauten Waben sind weniger Bakterien vorhanden. Die alten Waben schmelzen wir ein und machen daraus z. B. Bienenwachstücher, die unsere Welt ein bisschen besser machen, da sie eine umweltfreundliche Alternative zu Frischhaltefolie und Alufolie darstellen. Werden die recycelbaren Bienenwachtücher jeden Tag benutzt, dann spart das viel Plastik ein und man trägt dazu bei, die Plastikberge am Land und im Meer nicht noch größer werden zu lassen.
Jeder muss für sich entscheiden, wofür er steht und lebt. Fakt ist, dass die Biene ohne Imker nicht mehr leben kann. Und ohne Nachfrage nach Honig, würde sich die Imkerei nicht lohnen. Dann gäbe es immer weniger Imker, die das Überleben der Biene sichern und es gäbe auch immer weniger Bienenvölker.
Ohne Bienen würden ca. 80% der Pflanzen nicht bestäubt werden. Folglich gäbe es viel weniger Obst und Gemüse und unsere Fauna und Flora würde auch stark darunter leiden.
Und dann, was würden wir dann tun? Andere Insekten für die Bestäubung der Pflanzen in Massen züchten oder auf genmanipulierte Pflanzen ausweichen, die nicht auf Bestäubung angewiesen sind?
Aus dieser Perspektive betrachtet, sollte man sich eventuell erneut fragen, ob man Honig und Bienenwachs nicht doch mit gutem Gewissen konsumieren kann.
Ein sehr schöner Beitrag.
Leider habt ihr eine ganz wichtige Sache nicht erwähnt. All das, was ihr so toll dargelegt habt, trifft weitgehend nur für biologischen Honig aus Deutschland zu.
Dieses Detail darf man auf garkeinen Fall übergehen. Honig ist nicht gleich Honig.
Liebe Grüße
Liebe Pauline, ja genau. Der Beitrag ist ausschließlich über “wesensgemäße” Imkerei, wie die Autoren es formuliert haben.
Sehr interesssanter Beitrag – Dankeschön 🙂
Das ist lieb von dir, danke auch!
Sehr schöner Beitrag und brachte mir neue Perspektiven in meiner Haltungsfrage.
Ich blieb nur bei einem Satz hängen:
“Ohne Bienen würden ca. 80% der Pflanzen nicht bestäubt werden.” Das ist an sich an starkes Argument aber hier wird sich doch ausschließlich auf die Honigbiene bezogen. Belaufen sich die Bestäubungen der Honigbienen auf 80% der Pflanzen und die restlichen 20% werden auf die anderen knapp 500 Bienenarten aufgeteilt?
Bitte korrigiert mich, falls ich da was falsch verstanden habe etc.
Danke!
Hallo Maik, sauberen Dank für deinen Kommentar! Hier die Antwort von Grega’s Imkerei:
In Deutschland gibt es um die 600 Bienenarten. Die 80% bezieht sich eher auf unsere Nutzpflanzen (Obst, Gemüse, verschiedene landwirtschaftliche Pflanzen). Aber durch die hohe Zahl der Bienen in ihrem Volk schaffen sie natürlich mehr Pflanzen zu bestäuben auch in der wilden Natur.
Die Wildbienen sind sehr sehr wichtig und bestäuben sogar besser als die Honigbiene. Sie fliegen auch bei niedrigeren Temperaturen. Weiterhin haben sich manche Pflanzen und Wildbienen aufeinander angepasst. Also sind sie unverzichtbar.
Die Wildbienen sind ohne Frage sehr wertvoll und leisten eine wichtige Arbeit aber z. B. bei den riesigen Feldern von Raps, Sonnenblume, und und und sind sie machtlos. Ein Bienenvolk hat bis 60000 Individuen und die Wildbienen sind solitär, also leben alleine. Nur die Hummel z. B. nicht, sie kann um die 100 Individuen haben.
Unsere Flächen bestehen aus sehr vielen Feldern und diese Menge kann man nur mit der domestizierten Honigbienen bestäuben.